Die Landesregierung hat in Verbindung mit verschiedenen Verbänden und Gewerkschaften eine Strategiepapier zum Thema "Strategie zur Sicherung des saarländischen Fachkräftebedarfs" entwickelt, in dem sie gegen den sich vergrößernden Fachkräftemangel eine langfristige Gegenoffensive vorstellt.
Was die berufliche Bildung und das duale Ausbildungssystem betrifft, sind für die Berufsschulen und für den vlbs Saarland folgende Punkte von besonderer Relevanz:
- Verbesserungen in der Berufsausbildung und (S.1)
- Förderung der beruflichen Qualifizierung (S.1)
- Unterstützung schwächerer Jugendlicher ...zur Sicherstellung eines erfolgreichen Berufsabschlusses (S.5)
- Erhöhung der Qualität der Ausbildung in Berufsschulen ... (S.5)
- weitere Verbesserung der Qualität der Berufsschulen (z.B. durch Vermeidung von Unterrichtsausfall u.ä.) (S.7)
- Verstärkte Ausbildungsangebote in Teilzeit, um eine bessere Vereinbarkeit von beruflicher und familärer Situation zu ermöglichen, (S.5)
- dauerhafte Reduzierung der Anzahl der Ausbildungsabbrecher (S.5)
Vorhandene und angestrebte Maßnahmen sind
- Verbesserung der Kompetenzen in Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen (Anwenden von Französisch und Englisch in konrekten Kommunkikationssituationen)
- Entwicklung und Förderung weiterer Kompetenzzentren für die Aus- und Weiterbildung
- Konsequente Werbung und Öffentlichkeitsarbiet zur Stärung des Images der dualen Ausbildung
- Intensivierung der Elternarbeit
- Sicherung der Finanzierung sozialpädagogischer Betreuung über 2013 hinaus ist erforderlich
- Einsatz von Berufseinstiegsbegleitern
Lehrerbildung mit folgenden Punkten:
- Einbindung eines faktultativen Moduls "Berufsberatung im Bereich der Berufs- und Studienorientierung" für alle Lehramtsstudierenden
- Integration von Betriebspraktika als Module in das Lehramtsstudium
- obligatorisches Modul für alle Referendare für das Lehramt
- Fortbildungsveranstaltung zum Thema "Berufsberatung" am LPM
Pressemeldung der Staatskanzlei vom 17.10.2011:
Mit einer acht Handlungfelder umfassenden Gesamtstrategie wollen Landesregierung, Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, IHK, HWK, VSU, DBG und Arbeitskammer gemeinsam gegen den drohenden Fachkräftemangel im Land angehen. Die Allianz zur Sicherung des saarländischen Fachkräftebedarfs will gemeinsame Anstrengungen unternehmen, damit Männer und Frauen, Jüngere und Ältere sowie Menschen mit Migrationshintergrund besser in den Arbeitsmarkt integriert werden können. Dabei geht es nicht um die Umsetzung einzelner Maßnahmen, sondern um die Verwirklichung einer in sich geschlossenen Gesamtstrategie. Diese Strategie setzt bereits bei der vorschulischen Förderung an, geht weiter über die schulische und berufliche Qualifizierung Jugendlicher, über die Hochschulausbildung bis hin zur Eingliederung von Frauen, älteren Menschen sowie Arbeitsuchenden in die Berufswelt. Ziel ist es, Fachkräfte im Lande zu halten, von außen anzuwerben sowie die Potentiale von Menschen mit Migrationshintergrund besser als bisher zu nutzen.
Die von der Allianz vorgelegte langfristige Strategie zur Sicherung des saarländischen Fachkräftebedarfs analysiert die demographische Entwicklung im Lande und schlägt auf acht Feldern umfangreiche Maßnahmen vor, die in den kommenden Jahren kontinuierlich umgesetzt werden sollen:
- im Bereich der elementaren und schulischen Bildung
- im Bereich der beruflichen Ausbildung
- im Bereich der Hochschulen
- für ältere Arbeitnehmer
- für Frauen
- auf dem Gebiet der beruflichen Weiterbildung und Qualifizierung
- bei der Zuwanderung von Fachkräften und Pendlern
- sowie bei Menschen mit Migrationshintergrund.
Bei der Präsentation der Ergebnisse erklärte am Montag (17.10.11) die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer: „Das Saarland entwickelt sich gegenwärtig zu einem der wachstumsstärksten Bundesländer. Diesen positiven Trend werden wir in Zukunft nur dann fortsetzen können, wenn der Saarwirtschaft genügend gut ausgebildete Fachkräfte zur Verfügung stehen. Angesichts des demographischen Wandels, der im Saarland stärker ausfällt als in anderen westlichen Bundesländern, müssen wir uns daher jetzt dieser Herausforderung stellen und handeln. Mit dem heute vorgelegten Handlungsprogramm haben Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften gezeigt, dass sie bereit sind, gemeinsame Anstrengungen zu unternehmen, damit auch morgen im Saarland genügend gut ausgebildete Fachkräfte zur Verfügung stehen. Alle Beteiligten sind sich einig, dass jeder in seinem Zuständigkeitsbereich zügig zur Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen beiträgt.“
Heidrun Schulz, Chefin der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland fügte hinzu: „Es gibt gewiss keinen Königsweg, um den drohenden Fachkräftemangel zu verhindern. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass wir unser gemeinsames Ziel erreichen, wenn alle Akteure ihr Knowhow einbringen. Die Regionaldirektion und die Arbeitsagentur Saar sehen sich an zwei Stellen in einer führenden Rolle: Wir schaffen Transparenz, indem wir den Arbeitsmarkt darstellen, analysieren und Perspektiven aufzeigen – auch über die Grenzen des Saarlands hinaus. Und wir steuern dem Fachkräftemangel entgegen, indem wir Qualifizierung fördern, beginnend beim Übergang in eine Ausbildung bis hin zur Fortbildung älterer Beschäftigter in Betrieben.“
Auch IHK-Hauptgeschäftsführer Volker Giersch sieht den Maßnahmenkatalog positiv: „Der demografische Wandel trifft unser Land in besonderem Maße. Deshalb müssen wir mehr tun als andere Länder, wenn wir diese große Herausforderung erfolgreich meistern wollen. Die im Strategiepapier aufgelisteten Maßnahmen und Initiativen sind ein guter Anfang. Es wird zugleich aber nötig sein, die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in den nächsten Jahren genau zu beobachten und ggf. mit zusätzlichen Maßnahmen nachzusteuern. IHK, HWK und VSU werden sich offensiv und mit zusätzlichen Maßnahmen (etwa in den Bereichen Standortmarketing und berufliche Weiterbildung) in die Umsetzung der gemeinsamen Strategie einbringen. Bereits jetzt ist unser Engagement groß. Wir beteiligen uns an gemeinsamen Initiativen wie „Kompetenzzentrum Ü55“, „AnschlussDirekt“ und der Servicestelle „Arbeiten und Leben im Saarland“. Wir führen den Wettbewerb „Unternehmen Familie“ und ganz aktuell die „Lange Nacht der Industrie“ durch, beteiligen uns an der Finanzierung von Stiftungsprofessuren und tun vieles, um Jugendliche für Technik zu begeistern. Und: Die Saarwirtschaft im Ganzen leistet Vorbildliches in der beruflichen Qualifizierung.“
DGB Saar Chef Eugen Roth sagte abschließend: „Das Papier ist ein Kompromiss. Wir halten die Strategie nicht für die Lösung aller Pro-bleme, begleiten sie aber konstruktiv. Ich sehe durch diese Allianz insbesondere Chancen für eine Verbesserung alters- und alternsgerechter Arbeitsbedingungen, für die Verbesserung der Beschäftigungssituation von Frauen und für eine verbesserte Situation der "zweiten Chance" für Jugendliche ohne Ausbildungsabschluss. Hier geht es um Förderung, aber auch um Qualität von Arbeitsplätzen. Im Saarland liegt die Frauenerwerbsquote ja schon traditionell deutlich unter dem Durchschnitt, die Steigerung erfolgte fast ausschließlich im prekären Bereich – obwohl wir wissen, dass viele Frauen raus aus Teilzeit- und Minijobs möchten und gern ihre Arbeitszeiten ausdehnen würden."